Endlich schlafen die Kinder eine Nacht pro Woche bei ihrem Vater. Endlich verbringen sie einen kompletten Tag am Wochenende bei ihm. „Ach, toll, dann hast Du endlich frei, genieße es, das ist doch schön, endlich Entlastung,“ sagen Freunde und Verwandte. Und oft sieht man in ihrem Blick einen Ausdruck, der besagt, na, das ist doch einiges, was hast Du denn, das ist doch jetzt easy, oder? Manchmal sagen sie es auch ganz unverblümt. Es rutscht ihnen direkt raus: „Jetzt ist doch gut, oder?“ Und sie fragen sich im Ernst, ob der Begriff alleinerziehend da überhaupt noch angemessen sein mag.
Nur hat der Zustand ohne jegliche Entlastung schon viel zu lange existiert. Über Jahren nämlich. Und der hat Spuren hinterlassen. So sehr, dass ich das Gefühl habe, dass die Menge an Auszeit nicht mit der Menge an Regeneration einhergeht, die ich benötige. Auch wenn ich jetzt mehr Zeit habe, „mehr“ Zeit für mich (8 Stunden an einem Samstag), für „mehr“ Schlaf (1x pro Woche – kein Kommentar), kommt keine richtige Energie rein. Ganz im Gegenteil. Ich habe eher das Gefühl, immer weiter in eine Art Lethargie zu verfallen. Ja, fast schon Depression. Ich habe Null Bock auf Sport, Null Bock auf Kontakte, Null Bock auf das Leben da draußen. Ich will mich nicht schick anziehen, nicht unnötig viel Zeit in die Körperpflege stecken, und auch sonst alles irgendwie einfach nur so durchstehen, ohne groß in Gefühlswallungen kommen zu müssen. Kurzum, ich will mich nicht spüren.
Krumm stehe ich da, mit einem Buckel, der dem Glöckner von Notre Damne alle Ehre machen würde. Der Beckenboden hängt so sehr durch, dass ich dem spineless Professor von clever und smart ähnle und nur noch mit durchgedrücktem Hohlkreuz und Plauze durch die Gegen schlurfe. Ich sehe aus wie ein Lurch. Und ja, ich kann mich in der Tat nicht einmal mehr gerade hinstellen. Alles atrophiert. Meine Körperhaltung entspricht meinem Gemüt. Es ist kein Stolz, kein Feuer, kein Leben in mir. Nur Angst davor, dass wieder jemand was von mir will.